Willkommen in der Anstalt

Kuss auf dem Schulhof

Die Aufsicht rückt im Eilschritt an,
den Blick auf Ernst gemimt.
Sie meint so deutlich, wie sie kann:
Erlaubt ist, was sich ziemt!

Zwei Teens, zwar halbstark, doch nicht dumm,
erwidern ganz von Welt:
Wir halten’s damit nicht so krumm.
Erlaubt ist, was gefällt!

Der Hauswart kommt nun, Mop bei Fuß,
posiert, dass man ihn hört.
Beurteilt schließlich, schier abstrus:
Erlaubt ist, was nicht stört!

Schulbesuchtstag

Wir warten vor der großen Tür,
der 8-Uhr-Gong ertönt.
Die Schüler drängen, wie ich spür,
doch Jubel wär verpönt.

Dicht neben mir die andern Leut,
gespannt, was nun wohl geht.
Ihr Kind, das gibt das Beste heut.
Erst kommt das Alphabet.

Ein Kind streckt dauernd, wie aus Pflicht,
ein zweites hat ’ne Flause,
ein drittes weiß die Antwort nicht.
Und lang geht’s bis zur 9-Uhr-Pause.

Nun geht’s ums Rechnen rund um zehn,
’ne Mama grinst verzückt,
auch Arnulfs Vater möcht’s verstehn.
Ein Schulstuhl wird verrückt.

So: neun plus drei sind zehn plus zwei,
auch Zahlen sind verliebt.
Ganz vorn doziert nun jemand frei.
Mit Mathe wird gesiebt.

Ein Kind streckt dauernd, wie aus Pflicht,
ein zweites hat ’ne Flause,
ein drittes hört die Frage nicht.
Und lang geht’s bis zur 10-Uhr-Pause.

Nun geht’s zum Schulsport: Trimm Dich fit.
Dünn-Sven zeigt stolz die Brust,
die meisten laufen einfach mit,
doch Sue-Ann fehlt die Lust.

Fünf Gruppen jeweils andrer Zahl,
die stehen in sechs Reihen.
Ein Ball knallt ziellos durch den Saal,
ein Bub fängt an zu schreien.

Ein Kind streckt dauernd, wie aus Pflicht,
ein zweites zupft die Krause,
ein drittes mag so Turnen nicht.
Und lang geht’s bis zur 11-Uhr-Pause.

Zum Schluss gibts einen Bastelkurs.
Das Thema: Mal mal Meer.
Ein braunes Blatt verziert klein Urs,
sein Vater leidet sehr.

Ein Pfingstgeschenk soll das wohl sein,
was Buntes für daheim.
Verhübscht wird dieser Liebesschrein
mit Watte und mit Leim.

Ein Kind streckt dauernd, wie aus Pflicht,
ein zweites spielt mit Seife,
ein drittes kennt die Farben nicht.
Und lang geht’s bis zur Abschlussreife.

Rimini

Die Sonne wärmt an diesem Ort,
man hört die Dorfschönheiten streiten,
wie Möwen die im Winde gleiten.
Es bläst aus Richtung West bei Nord.
Es weht ein Hauch von Amarcord.

Wir fahren Fiat bar Komfort,
wohl über Felder, durch Alleen,
ein Baum bringt jemand auf Ideen.
Es ist, als schrie er immerfort.
Es weht ein Hauch von Amarcord.

Die Tabakfrau ist voll effort,
sie lächelt Männern charme-los zu,
die Kisten halten Abendruh.
Die Zeitung schreibt was von Rekord.
Es weht ein Hauch von Amarcord.

Geschrei, fast wie im Kinderhort,
die Wäsche trocknet vor sich hin,
als gäb es einen tiefen Sinn.
Im Fernsehn gehts um Mannschaftssport.
Es weht ein Hauch von Amarcord.

Barcelona

Spät abends an der Diagonal.
Ein Club mit coolem Personal.
Das Männerklo ganz fiktional:
Man nässt‘ den Spiegel an der Wand,
auf dem in großen Lettern stand:
«Ich habe Dich kaum noch erkannt.»

Mittelmäßige Alte

Die Pickel wichen längstens Falten,
dafür vom Make-up stets zuviel,
beim Lachen kann sie sich kaum halten,
die Locken blau dank Medizin,
ein Blick verkommt zum Launenspiel.
Sie ist wohl immer noch ein Teen.

Ihr Herz ist treu und spielt mit Herzen,
so hofft vergebens mancher Mann;
sie lächelt, tobt, sie schwatzt, will scherzen,
dass Freund und Feind sich gern verzieh´n;
sie probt den Charme, wo sie nur kann.
Sie flirtet immer wie ein Teen.

Die letzte Nacht war stets die beste,
das Morgen Selbstverständlichkeit,
nur selbst trag sie die weiße Weste,
den Andern fehle Disziplin;
sie meint, sie sähe furchtbar weit.
Sie nervt genau so wie ein Teen.

Venus und Adonis

das Haar schon eher grau und licht
die Haut wirkt abgenutzt
die Falten um die Augen: dicht
die Brauen kurzgestutzt

und trotzdem sehen wir uns an
als wär’n wir Venus und Adonis

die Hände eher rau als glatt
die Nägel manikürt
der Blick vom Arbeitsleben matt
die Lippen oft berührt

und trotzdem küssen wir uns dann
als wär’n wir Venus und Adonis

der Körper langsam ungelenk
die Gicht bringt Gliederschmerz
das Alter ist nicht nur Geschenk
gar holpernd schlägt das Herz

und trotzdem lieben wir im Bann
als wär´n wir Venus und Adonis

Mittelmäßiger Alter

Von Schönheit kann man nicht mehr sprechen,
die Pickel wichen Falten (längst).
Auch sonst hat er so manch Gebrechen,
doch blieb ihm noch sein Liebesspleen:
Hormone machen ihn zum Hengst.
Er ist halt immer noch ein Teen.

Zieht er des Samstags durch die Gassen,
so trinkt er zuviel Wein und Bier,
versucht sein Herz als Vers zu fassen.
Dem Liebesschmerz ist er affin.
Beim heimwärts ziehen fehlst Du schier.
Schau, er benimmt sich wie ein Teen.

Und steht ihr beide Aug in Auge,
wird jedes Wort zum Herzensgruß.
Sein Zweifel nagt, ob er was tauge.
Er zieht nervös am Nikotin.
Es kribbelt ihn von Kopf bis Fuß.
Du machst ihn hilflos wie ein Teen.

Beste Freundinnen

Sie gingen in denselben Hort,
schon früh sah man sie beide raufen.
Danach ergab sich Wort um Wort.
Sie lernten beide Rollschuhlaufen.

Sie saßen bald in allen Klassen,
die Ferien zu zweit verweilt,
gemeinsam auch in dunklen Gassen,
da wurd‘ der erste Freund geteilt.

Nur: der Beruf und Reisedrang
und Männer, Kinder, Karriere
entzweiten ihren Lebensgang.
Distanz wurde zur Barriere.

Doch später dann im Altenheim,
da lernten sie sich wieder kennen.
Ein Zufall war es. – Dank Dir, Reim.
Heut machen sie Rollatorrennen.

Geburtstag (Jahrgang 1945)

Für Einzeljahre dünne Kerzen
und für zehn das Wachs in groß.
Ein Kuchen lindert Altersschmerzen.
Beim Pusten dann fast atemlos.

Die Mutter hatte einst den Trubel!
Der Jubilar hat nur geschrien.
Doch dieser erntet nun den Jubel.
Es sei den Gästen wohl verziehen.

Unter Linden

jetzt hat er getroffen
grad mitten ins Herz
nun wankst Du besoffen
und denkst es sei März
trotz herbstlichen Winden
da wirst Du zum Tor
denkst, liegst unter Linden
sag: geht´s noch – Amor?

Sitzung

So schaut, so viel Fleiß!

Der Chef ist dabei, vom HR gleich zwei,
die RMs, die PMs, die Abteilungsleiter,
die QMs, die Innos. Kurz: Schwerarbeiter.
Wir fühlen uns wichtig, das zeigt auch die Kluft,
und bringen ’s gemeinsam zu viel heißer Luft.

Wir hüpfen im Kreis.

Wunschdenken

Ich wär so gern ein Nacktmodell
ganz vorne auf der Vog’e.
Man sähe dort mein Brusthaarfell
im Schönheitsmonologe.

Ich wär so gern ein Nacktmodell
ganz vorne auf der Emma.
Es gäbe einen Sex-Appell,
man schrieb was von Dilemma.

Ich wär so gern ein Nacktmodell
vorn auf der Allgemeinen.
So manche pigmentierte Stell
würd dort der Text verneinen.

Ich wär so gern ein Nacktmodell,
gemalt von flinken Händen.
Ich hinge dann als Ölpastell
im Kunsthaus an den Wänden.

Ich wär so gern ein Nacktmodell,
hätt‘ meine Frau umworben.
Doch leider lief die Uhr zu schnell,
sie ist bereits gestorben.

Als splitternacktes Nacktmodell
hätt‘ ich euch aufgewühlt,
ich zeigte mich ganz kulturell
und hätte mich verkühlt.

Eingeliefert und ausgeliefert

Schon bei der großen Türe
begrüßt ein Herr Doktor
ganz ohne Starallüre
tanzt neben ihm ein Anwalt
hier steht mir was bevor

Im Wartezimmer weilend
da simst ein Präsident
er wirkt verirrt und eilend
ihm fehlt es wohl an Anhalt
und Regeln die er kennt

Dann in der Gummizelle
ein Rockstern singt versaut
signiert fast jede Stelle
bevor man schnellst sie anschnallt
süß schimmernd schreit sie laut

Nun bei den bösen Fällen
biegt jemand sich zum Beil
ein Boxer wagt zu bellen
hebt Beinchen wie im Bannwald
ein Maler ruft stets Heil

Im Haustrakt Nr. 3
belächelt mich ein Richter
er fragt, wer ich denn sei
bevor er sich pink anknallt
ich halt mich selbst als Dichter

Willkommen in der Anstalt!

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Zämägstèllt vom änä Altdorfer Schmutzli

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